Die chinesische Lehre von den fünf Elementen, ist für
Europäer nur schwer nachvollziehbar. Aber wer sie versteht, der hat den
Schlüssel für ein wichtiges Tor zum Verständnis chinesischer
Astrologie in der Hand. Die folgenden Zeilen sollen es ihnen
erleichtern, diesen elementaren Schlüssel zu verstehen.
Die fünf chinesischen Elemente haben wenig mit Stoff und Materie zu
tun. Sie entsprechend viel eher den Kräften, die zwischen und in der
Materie wirken. Wer sich mit der Lehre der Anthroposophie
(Weltanschauungslehre) beschäftigt hat, kennt die Anschauung von
ätherischen, bewussten, physischen und astralen Leibern. Auch diese
sind nichts, was man anfassen kann. Es sind Kräfte, Wirkungen, die sich
entfalten; genau so ist es bei den fünf Elementen der Chinesen. Die
fünf Elemente sind wichtigster Bestandteil einer Naturphilosophie, die
versucht, das Weltgeschehen richtig zu deuten.
Die bekannteste Analogie (die Vergleichbarkeit von Strukturen,
Verhältnissen) kann man in den vier Elementen der Geisteslehre im
antiken Griechenland finden. Ungefähr zu jener Zeit, als man in China
auf fünf Elemente kam, hat der griechische Philosoph Empedokles
seine Lehre von den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser und Luft erdacht.
Alles, so Empedokles, lässt sich auf sie reduzieren. Jeder Stoff, jede
Wirkung, jede Kraft ist den vier Elementen zuordenbar.
In China hielt man es nicht mit vier, sondern mit fünf
Bestandteilen. Wer die Theorie erdacht hat, ist nicht gewiss. Gesichert
ist nur, dass die Zahl fünf in nahezu allen Kulturkreisen eine wichtige Zahl
war und ist. Die Bezeichnungen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser sind
nichts weiter als Sinnbilder, deren sich Gelehrte bedient haben, um ihre
Ideen verständlich zu machen. Sie repräsentieren die gesamte Ordnung
des Kosmos, alles, was in ihm geschieht, entsteht und waltet. Die damals
bekannten fünf Planeten Jupiter, Mars, Saturn, Venus und Merkur wurden den fünf Elementen genauso zugeordnet wie die
Geschmacksrichtungen sauer, bitter, süß, scharf und würzig. Mit dem
chinesischen Kalender harmonieren Sie insofern, als dieser seit jeher
Perioden von je 60 Einheiten kannte. 60 Jahre wurden so zu je 12 Holz-,
Feuer-, Erde-, Metall- und Wasserjahren.
Mit den Monaten und Tagen, sogar mit den Stunden verfuhr man ebenso.
Und obwohl man in China ähnlich wie in Europa ursprünglich nur die
vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter sowie die
Himmelsrichtungen Norden, Süden, Osten und Westen unterschied, konnte
man beide Systeme mit der Fünferlehre der Elemente vereinbaren. Als
fünfte Himmelsrichtung betrachtet man die Mitte, als zusätzliche
"Jahreszeit" fungieren die jeweils letzten 18 Tage der
bekannten vier Perioden.
Und die Wirkung der fünf Elemente für den Menschen richtig
interpretieren zu können, darf man sein Wissen allerdings nicht auf die
Zuordnungen aller Lebensbereiche beschränken. Man muss auch die
Verhältnisse der fünf Elemente untereinander kennen. Grundsätzlich
hält man es in der chinesischen Lehre für wichtig, dass die fünf
Elemente - ähnlich wie die Prinzipien Yin und Yang -ein harmonisches
Gleichgewicht bilden. Daher verbinden zwei fundamentale Kreisläufe die
fünf Elemente. Der erste Kreislauf ist der, der erzeugt. Holz nährt
Feuer. Dabei entsteht Asche, die zu Erde wird. Aus der Erde gewinnen wir
Metall. Wenn es sehr heiß wird, schmilzt Metall und wird flüssig
ähnlich dem Wasser. Wasser wiederum nährt das Holz unserer Bäume.
Sowie alle Elemente aufeinander eine erzeugende Wirkung haben,
können sie einander auch vernichten. Wasser löscht Feuer. Feuer
schmilzt Metall. Metal zersägt Holz. Holz dringt - bildlich gesprochen
in Form von Wurzeln - in die Erde ein. Die Erde begräbt Wasser unter
sich.
*Empedokles: zw. 430 und 420,
griech. Philosoph. Sammelte als Wanderprediger viele Anhänger; soll
sich in den Krater des Ätna gestürzt haben. E. sah in den vier
Elementen den Urgrund aller Dinge und erklärte Werden und Vergehen als
Mischung und Trennung dieser Elemente.